Lernen junge Erwachsene wirklich schlechter Sprachen als Kinder?


Der Mythos, man könne nach der Kindheit und der Pubertät nicht mehr so schnell und perfekt Sprachen lernen, ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Bereits in den Vorschulen lernen die Kinder mehrere Sprachen gleichzeitig. Daraus lässt sich schnell ableiten, dass unser Bildungssystem die Ansicht vertritt, dass je jünger ein Mensch ist, ihm das Erlernen von Sprachen leichter fällt. Doch ist dem wirklich so?

Für die richtige Aussprache ist das frühe Sprachenlernen von Vorteil

Um eine Sprache richtig lernen zu können, ist natürlich die Kompetenz der Lehrkräfte von großer Bedeutung. Stimmt diese, hat das vor allem für die richtige Aussprache große Vorteile. Es gibt viele Sprachforscher, die der festen Überzeugung sind, dass eine perfekte Aussprache nur bis zur Pubertät möglich ist. Es wird davon ausgegangen, dass im Kindesalter, wenn die Nervenzellendichte besonders hoch ist, Kinder besonders gut lernen können. Es hat sich aber gezeigt, dass die Nervenzellendichte nicht maßgeblich für die Lernfähigkeit ist, da es auf die Art der Nervenzelle ankommt. Es gibt zudem viele Erwachsene, die trotz spätem Sprachenlernen eine einwandfreie Aussprache besitzen.

Die Betrachtung aus der jeweiligen Perspektive ist entscheidend

Für die Aussprache ist es also eher von Vorteil, so früh wie möglich mit einer Sprache zu beginnen. Betrachtet man allerdings die Schnelligkeit des Sprachenlernens, kann festgehalten werden, dass Kinder meist langsamer sind, als Jugendliche oder junge Erwachsene. Zum einen ist ein maßgeblicher Punkt die Erfahrung mit dem Lernen, die bei Jugendlichen natürlich deutlich ausgeprägter ist. Das Auswendiglernen von Vokabeln oder auch das Verstehen der Texte fällt ihnen deutlich leichter. Weiterhin verfügen Jugendliche über einen größeren Umfang an Wörtern, die im alltäglichen Gebrauch sind. Auch dies fördert die Schnelligkeit beim Lernen. Viele Vokabeln lassen sich zudem aus einer anderen Sprache gut ableiten und somit logischer erschließen. Hat ein Jugendlicher oder junger Erwachsener zum Beispiel bereits Französisch gelernt, wird ihm mit hoher Wahrscheinlichkeit das Lernen von Spanisch als neue Sprache leichter fallen, weil beide zu den romanischen Sprachen gehören, die in Klang und Aussprache oftmals sehr ähnlich sind. Betrachtet man hingegen die Grammatik, ist sich ein Großteil der Forscher einig, dass der logische Umgang mit ihr Kindern leichter fällt. Das liegt unter anderem daran, dass Kinder eben noch nicht so viel Erfahrung mit Sprachen gesammelt haben und somit unvoreingenommener und unbefangener Lernen.

Zahlreiche Möglichkeiten neben der Schule oder dem Beruf Sprachen zu lernen

Mit der zunehmenden Internationalisierung und Globalisierung im Beruf und auch im Alltag wird es immer wichtiger, mehrere Sprachen sprechen zu können. Als Kind ist man auf das eigene Elternhaus sowie auf die Angebote in Kindergarten oder Schule angewiesen. Hingegen haben junge Erwachsene die Möglichkeit, zahlreiche Alternativen zum Lernen einer Sprache zu nutzen.

  • Volkshochschulen: Am bekanntesten dürften die unterschiedlichen Sprachkurse der Volkshochschulen (VHS) der jeweiligen Region sein. Das ganze Jahr über können Anfänger-, Aufbau- oder Fortgeschrittenenkurse besucht werden. Meistens gehen diese über einen längeren Zeitraum und finden an einem bestimmten Wochentag abends statt, um vor allem Berufstätigen das Lernen zu ermöglichen. Welche Sprache angeboten wird, ist abhängig von der jeweiligen Volkshochschule, wobei Englisch, Businessenglisch oder Französisch zum Grundangebot gehören.

  • Online-Plattformen: Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung des Internets. Die Vorteile liegen in der individuellen Zeiteinteilung und oft auch in der Kostenersparnis. Online-Portale wie papagei.com bieten verschiedenste Sprachtrainingsprogramme, zum Beispiel in Form von Sprachlern-Videos. Aber auch für Smartphones und Tablet-PCs sind mittlerweile zahlreiche Apps vorhanden, die ein leichtes Sprachenlernen versprechen.

  • Sprachreisen: Diese Form vom Sprachenlernen wird von vielen Jugendlichen sehr begrüßt. Neben der Sprache lernen die jungen Menschen neue Länder und Kulturen kennen. Es gibt zahlreiche Anbieter, die für unterschiedlichste Zeiträume und Sprachen Angebote bereithalten. Für den kleinen Geldbeutel ist diese Art des Lernens einer Sprache wohl eher weniger geeignet, aber die zusätzlich gewonnenen Erfahrungen können für das Berufs- oder auch für das Privatleben sehr nützlich sein.

Zusammenfassend ist das Lernen einer Sprache nicht zwingend vom Alter abhängig. Faktoren wie Erfahrungen mit Sprachen oder auch Talent sind maßgeblich für den Erfolg. Die Bedeutung mehrere Sprachen sprechen und auch schreiben zu können, wird mit der zunehmenden Internationalisierung an Bedeutung gewinnen. Dank der vielen Möglichkeiten Sprachen zu erwerben, kann jeder für sich, die geeignetste Art des Lernens wählen.

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