Das Lernen im Schlaf ist ein Menschheitstraum, besonders für Schüler. Abends eine CD einlegen und am nächsten Morgen mit einem völlig neuen Wortschatz in einer Fremdsprache aufwachen? Diese Vision wird wohl auch in naher Zukunft ein Traum bleiben, aber Wissenschaftler haben herausgefunden, dass im Schlaf Lerninhalte tatsächlich vertieft werden. Das Lernen im Schlaf ist also in gewisser Weise möglich, zumindest kann es hilfreich sein, kurz vor dem Einschlafen Gelerntes noch einmal zu wiederholen.
Damit lernt es sich zwar nicht wie von Zauberhand, aber, das konnten Studien inzwischen belegen, abends Gelerntes wird besser behalten. Warum ist das so und wie kann man sich dieses Wissen zu Nutze machen?
Wie funktioniert „lernen“ eigentlich?
Um zu verstehen, warum es für einige Lerninhalte tatsächlich sinnvoll sein kann, diese vor dem Schlafengehen noch einmal zu wiederholen, werfen wir zunächst einen Blick auf das Lernen an sich. Was genau ist lernen eigentlich und wie funktioniert es?
Die Wissenschaft definiert das schulische Lernen als den „absichtlichen Erwerb von Kenntnissen oder Fähigkeiten“. Darüber hinaus gibt es noch das Lernen ohne Absicht, dies dürfte sogar den größten Teil alles erlernten Wissens und aller erlernten Fähigkeiten und Kenntnisse ausmachen. Doch für das schulische Lernen spielt nur der absichtliche Erwerb eine Rolle. Vereinfacht gesagt, werden Lerninhalte zunächst im Kurzzeitgedächtnis gespeichert und dann in das Langzeitgedächtnis überführt.
Damit das funktioniert, müssen Lerninhalte entweder einen starken emotionalen Eindruck hinterlassen (zum Beispiel durch eine positive oder negative Erfahrung, eine Erkenntnis et cetera).
Oder aber Lerninhalte müssen mehrfach wiederholt werden, damit sie ins Langzeitgedächtnis übergehen. Während wir den starken emotionalen Eindruck nicht wirklich steuern können, lässt sich das Lernen per Wiederholung natürlich steuern. Deswegen ist diese Lernmethode auch die beliebteste und erfolgreichste.
Wissenschaftliche Studien zum Lernen im Schlaf
In einem Versuchsaufbau haben Wissenschaftler untersucht, wie sich der Zeitpunkt des Lernens auf den Lernerfolg auswirkt. Eine Gruppe der Studienteilnehmer lernte morgens, eine andere abends. Getestet wurden in diesem Fall 30 Vokabeln, die auswendig gelernt werden sollten.
Das Ergebnis der Studie war relativ eindeutig. Die Teilnehmer, die abends gelernt hatten, konnten am meisten behalten. Der Lernerfolg war vor allem nach 12 Stunden am deutlichsten, nach 24 Stunden wurde zumindest ein Teil der Vokabeln wieder vergessen.
Leider sind die Ergebnisse aber individuell so verschieden, dass keine allgemeine Aussage darüber gemacht werden kann, um wie viel Prozent der Lernerfolg zunimmt. Deswegen sollte jeder selbst die beste Alternative ausprobieren, am besten über einen längeren Zeitraum.
Ein weiteres Experiment wurde mit Musikschülern durchgeführt. Hierbei ging es darum festzustellen, ob auch das Erlernen eines Musikstückes am Abend in der Nacht vertieft wird. Tatsächlich zeigten sich auch hier positive Ergebnisse. Musikstudenten, die nach dem Einüben eines neuen Stückes geschlafen haben, konnten das Stück am nächsten Tag besser abrufen als eine Vergleichsgruppe ohne Schlaf.
Das Lernen im Schlaf funktioniert übrigens am besten, wenn abends keine neuen Lerninhalte gelernt, sondern einfach nur zum Beispiel Vokabeln wiederholt werden, die am Tag schon einmal eingeübt wurden.
Die neuen Erkenntnisse für den eigenen Lernerfolg nutzen
Vor allem, wenn es um das Auswendiglernen zum Beispiel von Vokabeln geht, ist also wichtig, Lerninhalte mehrfach zu wiederholen.
Inzwischen ist klar, dass das Gehirn im Schlaf Inhalte verarbeitet und strukturiert. Deswegen kann es tatsächlich sinnvoll sein, am Abend noch einmal das Gelernte vom Tage zu wiederholen. Im Schlaf werden Lerninhalte, insbesondere Vokabeln, schneller und einfacher ins Langzeitgedächtnis überführt. Vereinfacht gesagt, sorgt das Überschlafen dafür, dass wir Inhalte, die wir am Vorabend gelernt haben, besser behalten.
Das Lernen im Schlaf funktioniert aber nicht so gut mit neuen Inhalten, sondern vor allem mit auswendig gelernten Inhalten.
Zum Abschluss noch einige Tipps, wie das Lernen über Nacht in der Praxis umgesetzt werden kann:
- Neue Inhalte besten tagsüber aneignen, am Abend klappt das Lernen komplizierter und neuer Sachverhalte meist schlechter.
- Am Abend Vokabeln lernen und andere einfache Inhalte, die nur auswendig gelernt werden müssen.
- Wiederhole kurz vor dem Schlafengehen am Tage gelernte Inhalte, um sie über Nacht zu vertiefen.
- Lerne in Ruhe und ohne Stress, denn auch dann werden Inhalte besser behalten. Weitere Tipps zum Thema schnell und effektiv Lernen finden sich auch in diesem Beitrag bei gutefrage.net.
- Nach dem Wiederholen der Lerninhalte sollte relativ zügig ins Bett gegangen und das Gehirn nicht durch neue Eindrücke ablenkt werden. Routinetätigkeiten wie das Zähneputzen stören den Lernerfolg nicht, wohl aber Tätigkeiten, die das Gehirn mit neuen Inhalten überfluten wie zum Beispiel das Lesen eines Buches oder Fernsehen.
Im Schlaf auf neue Ideen kommen
Die meisten Schüler haben schon einmal die Erfahrung gemacht, dass ihnen gute Ideen im Schlaf oder direkt beim Aufwachen gekommen sind. Daraus kann ein Nutzen gezogen werden, denn wer am Abend vor dem Einschlafen über ein Vorhaben, eine Problemstellung et cetera nachdenkt, hat gute Chancen, die Lösung im Schlaf zu finden. Das funktioniert vor allem mit allen Inhalten gut, die mit Kreativität zu tun haben.
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